Gedanken
zu den 4 indischen Gesetzen der Spiritualität.
Vor
kurzem wurde auf facebook dieser Text gepostet. Ich habe mir ein paar
Gedanken dazu gemacht, weil er mich zuerst sehr angesprochen hat.
Erst beim späteren reflektieren, kamen ein paar Zweifel auf. Ich
möchte nicht behaupten, dass ich mit meinen Gedanken richtig liege,
sondern biete Ihnen das als „Diskussionsgrundlage“ an. Das Thema
ist wohl zu komplex um eine eindeutige, immer geltende Lösung zu
finden.
Zuerst
der Originaltext: [Zitat]
Die
vier indischen Gesetze der Spiritualität.
Das 1. Gesetz sagt:
"Die
Person, die dir begegnet, ist die Richtige."
Das heißt, niemand tritt rein zufällig in unser Leben. Alle Menschen, die uns umgeben, die sich mit uns austauschen, stehen für etwas, bzw. haben einen Sinn, einen Nutzen. Entweder um uns zu lehren, oder uns in unserer Entwicklung voranzubringen.
Das 2. Gesetz sagt:
"Das
was passiert, ist das Einzige was passieren konnte."
Nichts, aber absolut nichts von dem was uns geschieht hätte anders sein können.
Nicht einmal das unbedeutendste Detail. Es gibt einfach kein: "Wenn ich das anders gemacht hätte, dann wäre es anders gekommen."
Nein,
das was passiert ist das Einzige, was passieren konnte und musste
passieren damit wir unsere Lektionen lernen um vorwärts zu
kommen.
Jede einzelne der Situationen, die uns im Leben widerfahren, sind absolut perfekt, auch wenn unser Verstand, unser Ego, sich widersetzen und es nicht akzeptieren will.
Das 3. Gesetz sagt:
Jede einzelne der Situationen, die uns im Leben widerfahren, sind absolut perfekt, auch wenn unser Verstand, unser Ego, sich widersetzen und es nicht akzeptieren will.
Das 3. Gesetz sagt:
"Jeder
Moment in dem etwas beginnt, ist der richtige Moment."
Alles beginnt genau im richtigen Moment. Nicht früher und nicht später.
Wenn wir dafür bereit sind, damit etwas Neues in unserem Leben geschieht, ist es bereits da, um zu beginnen.
Das 4. Gesetzt sagt:
"Was
zu Ende ist, ist zu Ende."
So einfach ist es. Wenn etwas in unserem Leben endet, dient es unserer Entwicklung. Deshalb ist es besser loszulassen und vorwärts zu gehen, beschenkt mit den jetzt gemachten Erfahrungen.
[Zitat Ende]
WOW,
das ist schon bitter, wenn ich erfahre, dass all die stressigen und
vergeudeten Monate mit dem Ex-Ehepartner vor der Scheidung nützlich
waren, weil ich daraus lernen soll. Wie schon auch beim universalen
Gesetz der Anziehung, (siehe Artikel:
http://mymonk.de/die-5-gesetze-des-universums-die-ueber-gluck-und-unglueck-entscheiden/
) sagt mir hier der weise Guru, dass ich selbst Schuld bin, weil ich
genau diese Person in mein Leben gezogen habe, um mich weiter zu
entwickeln.
Mehr
noch: Anstatt mir das Recht einzuräumen, meiner Ex die Pest an den
Hals zu wünschen, weil sie mit allen Kindern und der kompletten
Wohnzimmereinrichtung, nebst Auto und 40.000-Euro-Küche das Heil bei
ihrem Fitness-Trainer suchte, soll ich noch DANKBAR sein, dass ich
lernen durfte, was mit MIR nicht stimmt.
Da
wird auch die betrogene Ehefrau, die im PC des Göttergatten diverse
Erotikaufnahmen mit der Sekretärin des selbigen findet, ihre
Probleme haben, gell?
Ja,
so ein Guru, der hat's leicht. Er sitzt da oben auf dem Berg, da wo's
koa Sünd net gibt und knabbert seine Körner. Emotionen wie Zorn,
Eifersucht, Neid und Selbstmitleid sind ihm fremd. „No woman no
cry“, singt der Rastafari und zieht am Joint - auch eine
Therapie...
Nun
aber mal wieder ernst. Es ist schließlich ein ernstes Thema, für
den, der leidet. Es mag stimmen, dass dieses Gesetz wahr ist, denn
schließlich haben wir durch unsere freie Entscheidung Menschen
bewusst in unser Leben gelassen. Wir tragen die volle Verantwortung.
Niemand hat uns gezwungen Beziehungen, Freundschaften und
Geschäftsverbindungen einzugehen mit X und Y. Wir hätten ja das
universale Gesetz vom Anfang und Ende (siehe Artikel:
http://mymonk.de/die-5-gesetze-des-universums-die-ueber-gluck-und-unglueck-entscheiden/
) nutzen können und erst einmal alles genaustens hinterfragen
können. Dann hätten wir die Fehler in unserer Wahrnehmung erkannt
und uns vielleicht mehr auf unsere Intuition verlassen, die sich
zuvor schon mit einem „seltsamen Gefühl“ gemeldet hat, aber von
unseren Begierden, Wünschen und Bedürfnissen geflissentlich
übersehen wurde. Insofern ist dieses Gesetz schon in Ordnung.
Aber:
Was
ist mit den Dingen, die ich NICHT selbst in mein Leben ziehe, die ich
NICHT selbst entschieden habe, sondern die über mich kommen, wie ein
Gewitter aus heiterem Himmel? Bleiben wir in Indien. Will mir jetzt
jemand sagen, dass die massenvergewaltigten Frauen das in ihr Leben
gezogen haben, um daran zu wachsen und daraus zu lernen? Es gibt
einige Menschen, die mir jetzt das Argument entgegensetzen, dass
ALLES was geschieht selbst gewollt und selbst geleitet ist, wenn auch
nur ganz stark „unterbewusst“.
Dazu
hörte ich bereits folgende Theorien:
1.
„Die Seele des Menschen sucht sich bei der Wiedergeburt die
Existenz aus, in der sie leben möchte und ihr ist das Leid dieses
Lebens im voraus bewusst. Sie wählt dieses Leben genau aus DEN
Gründen aus - nämlich um leiden zu können, um zu lernen.“
Wenn
man davon ausgehen möchte, dass es Wiedergeburt gibt und die Seele
die Art und den Zeitpunkt der Wiedergeburt selbst bestimmen darf, mag
das sehr vernünftig klingen. Die Frage ist: Wo ist der Beweis? Ist
das nicht eine schön zusammengebastelte Geschichte, ähnlich die
aller anderen Religionen, die uns helfen soll die schwierigen und
leidvollen Momente des Lebens zu ertragen?
Mit
Sicherheit ja, aber andererseits: Wenn es dem Menschen hilft, es
besser zu meistern - warum nicht? Ich möchte nur darum bitten bei
Diskussionen fair zu bleiben und es zu nehmen wie es ist. Es ist eben
nicht die Wahrheit, sondern lediglich eine Hilfestellung in Form
einer Philosophie bzw. Religion. Es ist nicht DIE Wahrheit, sondern
nur eine Stütze.
2.
Theorie:
„Alles
Karma.“
Was
ein Glück, dass es Karma gibt. Keiner weiß, was es ist, aber jeder
labert drum herum oder mitten hindurch. Mit Karma lässt sich alles
erklären und alles beweisen. Genauso sinnig wie das Sprüchlein:
„Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen“, oder: „Die
Wege des Herrn sind unergründlich.“
Wer
hat hier „Bullshit!“ gerufen?
Mit
Karma kann ich dann auch der tränen-überströmten Mutter erklären,
dass ihr totgefahrenes Kind soviel positives Karma im letzten Leben
angehäuft hat, dass es sehr früh gehen durfte und sie als Mutter,
in den früheren Daseinsebenen soviel negatives Karma angehäuft hat,
dass sie – genau, Sie ahnen es schon – jetzt leiden muss, um ihr
Karma auszugleichen und um zu lernen! Wenn Sie nun eine Faust in
Ihrem Gesicht spüren, dann kommt die von der Mutter.
Karma
– und ich ziehe mir bewusst den Zorn der selbsternannten
Trommelschamanen und Heiler vom Rhein bis an die Wupper zu – ist
nichts anderes als die esoterisch verklärte Variante des
christlichen und deshalb nicht minder fragwürdigen Fegefeuers. „Bist
du nicht brav, dann...“
Die
einen drohen mit ewiger Verdammnis wegen Sünde, außerehelichem
Dingsbums und bieten die Erlösung durch Zahlung der Kirchensteuer
und die anderen drohen mit 1000 Wiedergeburten als Wurm, Opfer oder
Vollpfosten, wenn man nicht:
a)
die Seele reinigt im Weihrauch
b)
die Trommel schlägt und singt
c)
feengleich um's Feuer tänzelt
Grundsätzlich
bin ich gerne Pragmatiker und sage: Wenn es hilft, dann ist es gut,
aber bitte vergessen Sie nie, dass viele angebliche Heilungen eben
nur Plazeboheilungen sind.
Warum
nehmen wir nicht einfach hin, dass Kummer und Leid ein Bestandteil
des Lebens ist wie Liebe und Glück?
Wir
akzeptieren doch auch warm und kalt, hell und dunkel, laut und leise,
Tag und Nacht und vieles mehr. Auch Gut und Böse sind Bestandteile
der menschlichen Natur und wir sollten sie anerkennen und sie nicht
leugnen und verdrängen. Was wir aus unserem Fokus nehmen, kann
unbewusst wachsen und stärker werden. Wir müssen die negativen
Aspekte unseres Wesens anerkennen, wahrnehmen und respektieren um sie
auflösen zu können. Also sollten wir auch das Leid als Aspekt des
Daseins anerkennen.
Kein
Mensch hat behauptet, dass es leicht wird. Siehe hierzu auch
facebooks Lieblingszitat: „Das Leben ist kein Ponyhof.“ – WOW,
da wird jeder Guru blass vor Neid, bei soviel Selbstreflexion. Aber
es ist eben etwas Wahres dran.
Die
verbissene Suche nach einem Schuldigen oder einem Grund treibt oft
seltsame Blüten. Der „Erklär-Bär“ ist unterwegs und möchte
uns unbedingt erläutern warum die Welt so tickt, wie wir es oft
nicht mögen.
Alle
diese Theorien von Gott, Karma und Reinkarnationen dienen nur dazu
dem Menschen eine Geschichte zu erzählen, die ihn glauben lassen
soll, dass die Welt gerecht ist. Nach dem Motto: Früher oder später
zahlen sie alle. Entweder in der Hölle oder bei der nächsten
Wiedergeburt. Was, wenn das alles Humbug ist? Was, wenn die Welt
nicht gerecht ist, sondern lediglich um Ausgleich BEMÜHT ist? Wie im
Arbeitszeugnis: Er war stets bemüht... hat es aber nie hingekriegt
;-)
Das
Universum und alle Planeten und alles was darin existiert, sind sich
selbst regulierende Systeme. Alle Systeme, ob Planetenanumlaufbahnen
mit ihren Gravitationen, Wetter, Pflanzenwelt, Wasserhaushalt oder
Tierwelt, sind nur um Ausgleich bemüht. Es geht immer nur darum ein
Gleichgewicht herzustellen zwischen Hitze und Kälte, Sonne und
Regen, fressen und gefressen werden, aussterben und zu neuer Art
mutieren.
Logisch,
dass der Mensch sich am ausgleichenden Beispiel der Natur auch sein
religiöses System aufgebaut hat, das da lautet: „Die Welt ist
gerecht. Wenn ich jetzt viel Gutes tue, dann wird mir auch später
viel Gutes widerfahren und wer jetzt Böses tut, wird irgendwann
dafür zahlen. Wenn nicht gleich, dann im nächsten Leben.“
Wir
lieben diesen Gedanken, weil er gerecht ist. Er dämpft unser Gefühl
der Ohnmacht, wenn wir von den Medien wieder einmal zugeschüttet
werden mit Hiobsbotschaften von verseuchtem Wasser durch Fracking und
Keimen im Kartoffelsalat. Einer MUSS bezahlen – aber Superman ist
gerade mal wieder in Urlaub – den Urlaub, den ich mir nicht leisten
kann. Böse Welt!
Der
Philosoph René Descartes sagte: „Ich denke, also bin ich.“
Vielleicht
ist das nur die halbe Wahrheit? Ergänzen wir es: „Ich leide, also
bin ich.“ Was passiert dann?
Bitte
werfen Sie mir nicht vor, ich würde das Leid begrüßen und
empfehlen, man möge sich darin suhlen und es auskosten als Beweis
der Leidensfähigkeit und der Existenz. Ich meine damit lediglich,
dass man den Versuch starten könnte, das Leid zu umarmen, es
anzunehmen als Teil des Lebens, um es in Liebe und Dankbarkeit
aufzulösen.
Die
praktische Übung dazu, zeige ich Ihnen beim nächsten Mal. Es soll
ja auch ein wenig spannend sein.
Thomas
Pfitzer
"Warum nehmen wir nicht einfach hin, dass Kummer und Leid ein Bestandteil des Lebens ist wie Liebe und Glück?"
AntwortenLöschenIch stimme Ihnen in allen Teilen und Gedanken komplett zu - selten noch habe ich einen Blogbeitrag gelesen, bei dem ich so viel, was ich selbst an Gedanken mit mir trage und auch ausspreche, wieder gefunden - das tut gut :-)
Danke für diesen Beitrag!
Hallo Woody, herzlichen Dank. Es freut mich, dass dir gefällt, was ich schreibe. Diese Themen sind schwierig und sehr emotional, daher gibt es immer die unterschiedlichsten Meinungen. Wichtig ist, auch die Empfindungen anderer zu respektieren. Auch wenn es manchmal so klingt - ich erhebe keinen Anspruch auf die Wahrheit ;-) Alles Gute. Thomas
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